Wolkenfülle

Vor ein paar Tagen habe ich Freunden geholfen, eine Rotbuchenhecke zu setzen. Der Nachmittag war schön und die gemeinsame Arbeit hat mir viel Freude gemacht. Es war kühl, sehr windig und ich war suboptimal dafür angezogen. Naja, und ich habe auch gemerkt, dass ich solche Arbeiten nicht mehr gewöhnt bin. Das hört sich jetzt ein bisschen nach jammern an und gerade da habe ich eine coole Erfahrung gemacht.

Auf dem Nachhauseweg fiel mir der von dem starken Wind aufgewühlte Himmel auf.  Die Wolken hatten die unterschiedlichsten Größen und Formen, die Sonne strahlte durch den Wolkenteppich und der Wind blies heftig. Ich fand es mega schön und spannend. Ganz anders als ein strahlend blauer Himmel, an dem keine oder nur wenige Wolken sind. Klar, das hat auch seinen Reiz. Der Himmel gestern war voller Bewegung, Unberechenbarkeit, Abwechslung. Ich empfand es als spannend, herausfordernd und turbulent.

Und ich entdeckte eine Parallele zum Leben

Wenn ich in diesem turbulenten Frühlingswetter auf einmal so viel Spannung, Schönheit und Fülle entdecken kann, kann ich dies dann vielleicht auch auf die Turbulenzen in meinem Leben übertragen? Wenn es nach mir ginge, dann wäre alles in meinem Leben, was ich mir wünsche oder vornehme, mit einem strahlendblauen Sonnentag zu vergleichen. Alles einfach und leicht erreichbar. Das wäre vielleicht ganz cool, doch nun fange ich an, auch den anderen Wetterlagen etwas abzugewinnen. Vielleicht sind manche Dinge in meinem Leben turbulent, mit Umwegen oder Sackgassen versehen, weil es einfach zu einem abwechslungsreichen Leben dazugehört. So wie ein stürmischer Tag genauso dazugehört wie ein entspannter Sonnentag. Versteht mich richtig, ich freue mich über Sonnentage in meinem Leben. Nur bekomme ich gerade eine andere Sichtweise auf die stürmischen Tage. Als ich an dem Abend dann auf dem Sofa lag, hat es sich super angefühlt zu wissen, dass die Hecke fertig ist. Und ich habe gemerkt, dass ich einen Erfolg bei dessen Erreichung ich Gegenwind hatte, noch viel mehr genießen kann. Ich bin dankbar für diese Erfahrung.

Wie ich über einen Schrebergarten zur Fülle kam….

Ich habe gestern eine Radtour gemacht. In der Stadt, in der ich seit 20 Jahren lebe und die ich, wie ich dachte, gut kenne. Trotzdem entdecke ich immer wieder mal etwas Neues. Diesmal war es gleich ein ganzes Wohnviertel und angrenzend ein ziemlich großes Gelände eines Bauunternehmers.

Was ist denn daran schon besonders?

 Nun ja, meine Stadt ist eine kleine Stadt. 18000 Einwohner im Stadtgebiet. Also durchaus überschaubar. Wie kann es sein, dass mir 20 Jahre so eine schöne Gegend verborgen blieb? Und das, wo ich sehr viel unterwegs bin. Fangen so nicht oft Fantasiegeschichten an?  Da entdeckt man einen unbekannten Weg, der ganz spannend aussieht und im nächsten Augenblick reitet man auf einem Drachen und findet einen Schatz. Ok, bei mir war es eine Schrebergartenanlage, in der ich vor lauter idyllisch gepflegter Gärten die Orientierung verloren habe. Ja, es kam dann auch kein Drachen, sondern dieses für mich neue Wohnviertel mit vielen tollen Häusern. Auch ein Schatz.

Warum ich darüber schreibe?

Neben den kleinen Ausflügen mit dem Rad bin ich auf einer großen Reise unterwegs. Die Reise zu mir selbst. Eine Ansicht, die mir auf dieser Reise immer wieder begegnet, lautet: „Die Fülle und der Reichtum sind immer da. Man muss sich nur dafür öffnen“. Bedeutet Reichtum denn immer Geld, Aktien oder Gold? Meine Welt ist gestern ein Stück reicher geworden. Ich mag es, wenn ich Neues entdecke und hatte so einen sehr schönen Nachmittag. Und das Wohngebiet war bestimmt auch gestern schon da.  Also stimmt es doch: „Die Fülle ist schon da.“ Ich musste mich nur dafür öffnen bzw. für den Weg durch die Schrebergärten entscheiden…Es liegt in meiner Betrachtungsweise. Worauf lege ich meinen Fokus: Auf den Ärger, dass ich mich vielleicht verfahren habe, oder auf die Freude, etwas Neues zu entdecken?

Der Kopfmensch in mir sagt: „Hey, es war nur eine Radtour und nur ein Gebiet, dass Du noch nicht kanntest“. Ja stimmt. Der spirituelle Teil von mir sagt: „ …und doch zeigt es viel mehr: Das, was eigentlich nur ein Wohngebiet ist, hat mich erfreut, beschenkt und ist mir wertvoll gewesen. Also ein Schatz. Es machte mich leicht und glücklich. Der Nachmittag hat mich mit meinem Herzenswunsch nach einem Haus in Verbindung gebracht, das fühlt sich gut an. Und ich freue mich, dass es so viele schöne Häuser gibt, da wird auch irgendwo meins sein.“

Und was gibt es sonst noch alles in dieser Welt zu entdecken?